Manipulantin im Wiener Grand Hotel

FABULA RASA

Roman

Rezensionsexemplar – Hörbuch & gebundenes Buch

Wien, Ende der 1980er Jahre: Angelika Moser, die als Tochter der Hausbesorgerin im Gemeindebau aufgewachsen ist, genießt ihre Freizeit im Nachtleben und tanzt leidenschaftlich. Gleichzeitig hat sie einen Job in einer für sie völlig neuen, eleganten Welt: Als Buchhalterin im Grand Hotel Frohner, einem Ort, der von Wiener Originalen und Gästen aus aller Welt frequentiert wird, gerät sie in zweifelhafte Zahlenspiele, um das Hotel zu retten. Als sie plötzlich allein mit einem kleinen Kind dasteht, beginnt Angelika, für ein besseres Leben zu kämpfen, und manipuliert Rechnungen. Jahrzehnte vergehen, bis die Zahlen schließlich gegen sie sprechen.

Als halbe Wienerin war es für mich ein absolutes Muss, dieses Buch zu lesen und ich freute mich sehr, als ich vom KiWi Verlag ein Leseexemplar zugeschickt bekam. Zu meiner Überraschung befanden sich neben Hotel-Slippern und Hotel-Seifen ein Gutschein für das zugehörige Hörbuch vom Argon Verlag. Mein Plan war ab sofort, dem Hörbuch zu lauschen und parallel im Buch Abschnitte daraus zu lesen. Die Leserin, Proschat Madani, war mir jedoch so sympathisch, dass ich bisher nicht einmal die Schutzhülle vom gebundenen Buch entfernt habe.

Das Buch ist so aufgebaut, dass wir uns anfangs in der Gegenwart befinden (diese Kapitel werden von der Autorin, Vea Kaiser, selbst gelesen). Der Großteil des Buches beginnt in den 1980er Jahren und arbeitet sich in die Ereignisse der 2020er Jahre vor. Durch den Wechsel der Leserinnen werden diese Zeitsprünge hervorragend abgehoben und ich wurde bei keinem dieser Sprünge aus dem Geschehen geworfen. Besonders authentisch war, dass beide Leserinnen im Wiener Dialekt lesen (Proschat Madani variierte sogar die Stärke je nach gesprochener Figur).

Mit der Protagonistin, Angelika Moser sympathisierte ich sehr schnell. Ihre Handlungen und Gedanken konnte ich wunderbar nachvollziehen. Ich fieberte mit, wann und wie ihre Manipulationen im Kassenbuch des Grand Hotels Frohner auffliegen würden, und verstand, wie nervenaufreibend die Zeit für Angelika war. In allen zwischenmenschlichen Beziehungen fühlte ich voll mit, selbst wenn sie in ihren jungen Jahren zweifelsfrei einige unüberlegte und naive Entscheidungen traf. Angelika verstand diese im Nachhinein, lernte daraus und akzeptierte mit den Folgen leben zu müssen, indem sie das Beste daraus machte.

Als zum Ende des Buches die finale Aufklärung zum Buchtitel kam (bis dahin mutmaßte ich nur), war das finale „i-Tupferl“ gesetzt, das die Geschichte zu einem absoluten Highlight für mich machte.

Ich bin absolut verliebt in die Figuren des Buches, die Leserinnen und das (leider fiktive) Grand Hotel!